© Anton Prock 2014
Marienwallfahrt in Tirol
Unter den zahlreichen Wallfahrtsorten in Tirols ragen besonders jene hervor, die
Maria gewidmet sind. Unter ihrem Schutz finden die Gläubigen in allen Gefahren und
Nöten bittend Zuflucht. Maria hat als Mutter des Gottessohns eine besondere
Stellung und gilt als direkte Vermittlerin zwischen den bittenden Menschen und Gott.
In Tirol hat der überwiegende Teil der Wallfahrtsorte eine Statue oder ein Bild der
Muttergottes als Kultgegenstand. Es spielt kein Rolle, ob es sich dabei um ein
künstlerisch wertvolles oder nur ein einfaches volkstümliches Andachtsbild handelt.
Diese Wallfahrtsorte sind über das ganze Land verteilt. Manche davon haben
überregionale Bedeutung erlangt, andere sind nur lokal bekannt. Zu den
bekanntesten zählen Absam, Maria Waldrast, Locherboden, Kaltenbrunn, St.
Georgenberg, Maria Brettfall, Mariastein, Klobenstein bei Kössen, Maria Schnee in
Virgen und Hollbruck.
Bitte auf der Karte den gewünschten Wallfahrtsort anklicken.
Maria Locherboden (Mötz)
Unweit von Stift Stams steht auf der Anhöhe
zum Mieminger Plateau über dem Inn die durch
ihren spitzen Turm schon von Weitem
erkennbare Wallfahrtskirche Maria
Locherboden. Der Legende nach soll um 1470
ein Bergknappe als Dank für seine Rettung durch
Maria in großer Gefahr am Eingang eines
Erzstollens ein Bild der Muttergottes aufgestellt
haben. Die intensive Verehrung des Bildes führte
zu einer Erweiterung
der Grotte zu einer
Kapelle. 1871 wurde
Maria Kalb aus Rum
bei Innsbruck hier angeblich von einem schweren
Leiden geheilt, was einen regen Zulauf zum
Wallfahrtsort hervorrief.
Die neugotische Kirche (um 1900) von Heinrich
Hörmann aus Mötz ist mit Fresken von Toni
Kirchmayr (1915/16) geschmückt. Im Hochaltar von
Josef Bachlechner befindet sich das Gnadenbild
Mariahilf als Kopie des berühmten Bildes von Lucas
Cranach d. Ä.im Jakobsdom von Innsbruck.
Maria Kaltenbrunn (Kaunertal, Gemeinde Kaunertal)
Vermutlich ist der Beginn
der Wallfahrt im 12. Jh. zu
suchen. Der Legende nach
fanden Hirten auf einer
Geröllhalde eine von Roggen
und Weizen umwachsene
Muttergottesstatue.
Erstaunt stellten sie fest,
dass das Getreide um die
Statue vom weidenden Vieh
nicht gefressen wurde. An
derselben Stelle sprudelte Wasser aus einer Quelle,
daher der Name Kaltenbrunn.
Heute befindet sich an dieser Stelle der Altar der
Gnadenkapelle. Bald kam es zu wunderbaren Heilungen, was
sich rasch herumsprach.
Die heutige Kirche geht auf das 16. Jh. zurück. Fresken und
Schmuck stammen aus der Zeit um 1730. Die Deckenbilder
sind Werke von Franz Laukas. Die Gnadenmadonna mit dem
Jesuskind (um 1400) wird in einer ovalen Kapelle mitten im
Kirchenschiff verehrt. Stark expressiv mit dem aus unzähligen
Wunden fließenden Blut ist der barocke Wundmalchristus
(1697) im Chor, ein Pestkreuz vom Oberländer Bildschnitzer
Andreas Thamasch.
Pfarr- und Wallfahrtskirche Absam (hl. Michael)
1331 ist erstmals eine Kirche
urkundlich erwähnt. Die jetzige Kirche
entstand 1420-1440 als Werk von Hans
Sewer, auf den auch die Haller
Pfarrkirche zurückgeht. Die
spätgotische Hallenkirche wurde 1779
innen barock umgestaltet, Joseph
Anton Zoller malte die Deckenfresken.
Als 1797 das Absamer Bauernmädchen
Rosina Bucher in einer Fensterscheibe
der Stube ihres elterlichen
Bauernhauses ein Bild der
Muttergottes eingebrannt sah, wurde
die Scheibe in
der Pfarrkirche auf dem rechten
Seitenaltar aufgestellt. Dieses
Gnadenbild der Absamer Madonna
bewirkte, dass die Kirche bald zu
einem viel besuchten Wallfahrtsort
wurde. Seit dem Jahr 2000 trägt sie
den Ehrentitel Basilika. In der Kapelle
südlich der Kirche sind in der größten
Votivtafelsammlung Tirols mehr als
400 Bilder zu sehen.
Maria Waldrast (Mühlbachl - Matrei am Brenner)
Etwa 3,5 km westlich oberhalb von Matrei liegt unterhalb
der Serles das Wallfahrtskloster Maria Waldrast. Mit 1641 m
Seehöhe ist es die höchstgelegene Wallfahrtsstätte Europas.
Dort wird eine geschnitzte Madonna mit Kind aus dem 15.
Jh. verehrt. Laut Legende sollen
zwei Hirtenbuben im Jahre
1407 in einer hohlen Lärche ein
geschnitztes Muttergottesbild
gefunden und es nach Matrei
gebracht haben. Dort soll
wenig später eine Stimme
einem Holzhacker befohlen
haben, auf der Waldrast eine
Kapelle zu bauen.
Die
heutige Anlage (Wallfahrtskirche
und Servitenkloster) wurde im
Auftrag Erzherzog Leopolds V.
zwischen 1621 und 1624 errichtet.
Das Gnadenbild befindet sich im
Hochaltar. In einer Seitenkapelle
sind zahlreiche Votivbilder und -
gaben von Gebetserhörungen
aufbewahrt. Das Wasser, das aus
dem Brunnen vor der Kirche
sprudelt, wird vor allem bei
Augenleiden verwendet.
Wallfahrtskirche und -kloster St. Georgenberg (Vomp)
Auf einem steilen Felsen im Stallental erhebt sich diese alte Wallfahrtsanlage. Hier sind
die Ursprünge des Benediktinerstiftes St. Georgenberg-Fiecht zu sehen, das im 18. Jh.
im Inntal auf der nördlichen Talseite gegenüber Schwaz als Neubau errichtet wurde.
Verehrt werden eine spätgotische Pietà (um 1420) im
Hochaltar und der hl. Georg. Die barocke Kirche (1733-
1738) stammt von Hans Singer und weist Fresken aus
dem 19. Jh. auf. In der Kirche befand sich einst die
Grabstätte der Edlen von Schlitters, die den
Benediktinern das Achental vermachten.
Etwas abseits steht die Linden- bzw.
Dreifaltigkeitskapelle, die ursprüngliche
Wallfahrtskirche. St. Georgenberg zählt zu den
beliebtesten Wallfahrtsorten Tirols. Betreut wird die
Anlage von den Benediktinern von Stift St. Georgenberg-Fiecht.
Maria Brettfall (Strass im Zillertal)
In ca. 20 Minuten gelangt man auf
einem steil ansteigenden Fußweg
zur Wallfahrtskirche Maria Brettfall,
von der man einen herrlichen
Ausblick auf das Unterinntal genießt.
Der Zentralbau aus dem Jahre 1671
wurde 1729 neu errichtet. Der Legende nach befestigte ein Knappe
auf seinem Weg zur Arbeit ein Marienbild an einem Baum, das
jedoch mehrmals auf wundersame Weise verschwand und an einer
anderen Stelle gefunden wurde. Dort wurde die Kapelle errichtet.
Das Gnadenbild der sitzenden Madonna befindet sich im Hochaltar.
Im Deckenfresko ist die Krönung Mariens dargestellt. Zahlreiche
Votivtafeln erinnern an Gebetserhörungen. Anstelle der einstigen
Einsiedelei steht heute ein Gasthaus.
Wallfahrtsburg Mariastein (Ortschaft Mariastein)
Anziehungspunkt der kleinen Gemeinde auf der
Angerbergterrasse
nördlich von Wörgl ist die
Wallfahrtsburg
Mariastein. Hier führte
einst die Straße durch das
Unterinntal vorbei. Zu
deren Schutz erbauten die
Herren von Freundsberg
1360 auf einem
gewaltigen Felsbrocken
die rund 42 m hohe
Turmburg. Die wenigen
Räume sind über eine
steile Wendeltreppe
erreichbar. Im obersten
Geschoss ist seit dem 15. Jh. der Hauptraum untergebracht - die Gnadenkapelle mit
der Statue der Muttergottes mit Kind aus der Zeit um 1470.
Hier entstand im Spätmittelalter ein beliebter Wallfahrtsort, als
das Gnadenbild trotz mehrmaliger Entfernung immer wieder
auf wundersame Weise nach Mariastein zurückkehrte und sich
angeblich zahlreiche Krankenheiligen ereigneten. In der Burg
befindet sich noch einer der drei erhaltenen Erzherzogshüte der
Habsburger.
Maria Schnee in Obermauern (Virgen)
Die heutige Kirche
entstand 1456
anstelle eines
älteren Baus. Die
Außenseite ist
geschmückt mit
einem gotischen
Christophorusfresko,
verschiedenen
anderen Malereien
sowie Reliefs. Der
Görzer Hofmaler
Simon von Taisten
schmückte um 1485 die
Innenwände des Gotteshauses mit einem ausgezeichnet erhaltenen gotischen
Freskenzyklus. Dazu gehören 25 Bilder aus der Leidensgeschichte Jesu sowie
neun Szenen aus dem Marienleben und Darstellungen des hl. Sebastian.
Wallfahrtsziel ist das Gnadenbild Maria mit dem Jesukind im Hochaltar (um
1430).
In den Pestjahren 1634-1636 hatten die Bewohner des Virgentals gelobt,
alljährlich einen weißen Widder zu opfern, und heute noch gibt es die
Widderprozession.
Maria Klobenstein (Kössen)
In Klobenstein nahe der bayerischen Grenze steht
die Wallfahrtskirche Mariahilf neben einem
geklobenen (gespaltenen) Felsen. Der Legende
nach drohte ein Felsbrocken eine Bäuerin zu
erschlagen. Als sie jedoch in letzter Sekunde Maria
um Hilfe anrief, soll sich der Fels gespalten und die
Bäuerin verschont
haben. 1664 bestand
schon eine
Gnadenkapelle, in
der eine
Nachbildung der
Madonna von Altötting verehrt wird. Das jetzige
Gotteshaus wurde 1731-1733 erbaut und ist mit
einer 1701 errichteten Loretokapelle verbunden.
Zusätzlich besteht noch eine Lourdeskapelle aus
dem Jahre 1886. Früher gab es außerdem noch
eine angeblich wundersame Quelle und lange
Zeit auch eine Einsiedelei.
Mariahilf in Hollbruck (Kartitsch)
Ein beliebtes Ziel ist heute noch die Wallfahrtskirche
Mariahilf in Hollbruck, 1680-85 von Michael Niedergatscher
anstelle einer Kapelle von 1646 erbaut. 1650 wurde hier ein
angeblich totes Kind zum Leben
erweckt. Die Seccomalereien
im Gewölbe von Gabriel Keßler
aus Klausen zeigen zehn Szenen
aus dem Marienleben
(Verkündigung, Heimsuchung,
Anbetung der Hirten u. a.).
Einheitlich sind die Altäre gestaltet. Beim Hochaltar lässt
sich das Bild Mariahilf (Kopie des Originals im Innsbrucker
Dom) aufziehen, seitlich stehen die hll. Joachim und
Anna. Das nur etwa 13 cm hohe Gnadenbild der Maria
aus Ton befindet sich in einer Monstranz am Hochaltar.
Votivtafeln erinnern an Gebetserhörungen.