Christliche Ikonografie am Beispiel Tiroler Kirchen
© Anton Prock 2014

Verkündigung an Maria

Der Evangelist Lukas (Lk 1,26-38)

schreibt: “Gott schickt den Erzengel

Gabriel nach Nazareth zu Maria. Der

Engel tritt ein und begrüßt Maria mit

den Worten: ‘Sei gegrüßt, du

Begnadete, der Herr ist mit dir.’ Maria

erschrickt, doch der Engel beruhigt sie:

‘Fürchte dich nicht, Maria, denn du hast

Gnade gefunden bei Gott. Siehe, du

wirst empfangen und einen Sohn

gebären und sollst ihm den Namen

Jesus geben. Dieser wird groß sein und

Sohn des Höchsten genannt werden ...’

Maria antwortet demütig: ‘Siehe, die

Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort.’”

Auf die Frage, wie Maria ohne einen

Mann ein Kind empfangen könne,

antwortet der Erzengel, dass dies durch

den Heiligen Geist geschehe. Durch die

Zustimmung Marias zur Empfängnis

des Gottessohnes beginnt der Heilsplan

zur Rettung der Menschheit. Maria gilt

als die “neue Eva”, denn durch die

Geburt ihres Sohnes ermöglicht sie die

Erlösung der sündigen Menschheit.

Durch Adam und Eva ist die Sünde über

die Menschen gekommen.

Was ist dargestellt?

Meist findet die Verkündigung in einem Innenraum statt, wobei es sich um einen

Kirchenraum, eine bürgerliche Stube oder um das Schlafzimmer der Maria handeln

kann. Der Erzengel Gabriel nähert sich sehr vorsichtig und ehrfürchtig, häufig von

rechts. Maria kniet vor einem Betpult

und hat ein aufgeschlagenes Buch vor

sich, manchmal auch eine Spindel.

Nach den franziskanischen

Meditationen las Maria im Buch Jesaja

die Stelle von der Messiasweissagung:

“Seht, die Jungfrau wird empfangen

und einen Sohn gebären ...” (Jesaja

7,14).

Der Erzengel Gabriel trägt Flügel und

ist meist auch durch einen Kronreif,

einen Heiligenschein und einen

Heroldstab (Kreuzstab, Lilienszepter)

als göttlicher Bote ausgewiesen. Engel

und Maria können Schriftbänder in den Händen halten, meist mit den

Begrüßungsworten an Maria (Ave Maria gratia plena ... - Gegrüßet seist du Maria, du

Begnadete ...) und deren Antwort (Ecce ancilla Domini ... - ich bin die Magd des Herrn

...). Hält der Erzengel einen dreifach versiegelten Brief, weist dieser auf den

Ratschluss des dreieinigen

Gottes zur Erlösung der

Menschheit hin.

Der Heilige Geist erscheint

meist als Taube. In einem

Himmelsausschnitt kann die

Hand Gottes oder klein seine

Figur erscheinen. Von ihm

führen häufig Strahlen über

die

Heiliggeisttaube zu Maria und auf diesen Strahlen kann ein winziges

Jesuskind mit geschultertem Kreuz zu Maria herabfliegen. Diese

Strahlen führen häufig zum Ohr Mariens. Deshalb wird

angenommen, dass die Empfängnis des Jesuskindes durch das Ohr

erfolgte, denn durch das Ohr empfing sie das Wort Gottes.

Welche Symbole sind bei Maria häufig zu finden?