© Anton Prock 2014
Votivbilder (Ex voto)
Votum (lat. =
Gelübde, Glöbnis),
Votant (= Person, die
ein Gelübde ablegt),
Votiv (= Gabe, die der
Votant an heiliger
Stätte anbringt, ex
voto (= aufgrund
eines Gelöbnisses).
Mit dieser Votivgabe
löst er sein
Versprechen ein.
Bei Krankheit,
Unglück oder einer
sonstigen Bedrängnis, also in Notlagen, erfleht
der Votant von einer überirdischen Macht
Hilfe. Mit der Votivgabe bekundet er, dss sein
Bitten erhört worden
ist. Hauptmotiv für die
Votivgabe ist somit das
Dankmotiv, seltener das
Bittmotiv. Votivbilder
sind ab Ende des
Mittelalters (ca. 1500)
zu finden, vor allem
jedoch in der
Volksfrömmigkeit ab dem 17. Jh., speziell in
Österreich und in Bayern.
Bei Votivgaben kann es sich um plastische und gemalte Gaben handeln. Dazu
gehören etwa eine überflüssig
gewordene Krücke, kleine Nachbildungen
einzelner Gliedmaßen oder Organe aus
Wachs, ganze Figuren wie etwa die eines
Wickelkindes oder ein Bild mit der
Darstellung und Beschreibung des
Votivanlasses. Diese Votivgaben sind
grundsätzlich dort zu finden, wo die Bitte
um Hilfe erhört worden ist.
Laut katholischer Glaubenslehre bringen
die Heiligen und Seligen die Fürbitten der
leidenden Menschheit zu Gott, sie
vermitteln. Für bestimmte Anliegen
stehen bestimmte Heilige zu Verfügung.
So gilt der hl. Leonhard als Viehpatron,
die hl. Notburga als Beschützerin der Knechte und Mägde, wird der hl. Antonius von
Padua angerufen, wenn jemand etwas
verloren hat.
Votivbilder folgen meist einem
dreiteiligen Schema:
•
Oberer Bildteil: Die himmlische
Person (Heilige oder Heiliger), die
der Votant angerufen hat, ist meist
als Halbfigur oder Vollfigur
dargestellt, manchmal als
Gnadenbild. Das Umfeld der
Heiligen und Göttlichen ist immer
hell und meist vom irdischen
Bereich durch Wolken abgegrenzt.
Diese Grenze kann auch durch
einen Gnadenstrahl durchbrochen
werden, der von oben auf den
Votanten bzw. auf das Objekt der
Votation gerichtet ist.
•
Mittlerer Bildteil: Darstellung des Votationsanlasses: Geburt eines Kindes,
Unfall eine Arbeiters, Soldat im Krieg, Naturkatastrophe etc.
•
Unterer Bildteil: Hier ist der Votant dargestellt, der seine Hände oft flehend
zum Himmel erhoben oder gefaltet hat. Er kann einen Rosenkranz beten, in der
freien Landschaft knien oder sich in einem geschlossenen Raum befinden.
Durch ihre Kleidung geben sich die Stifter der Bilder häufig als Adelige, Bürger,
Soldaten, Bauern etc. zu erkennen. Ganz unten kann noch eine schriftliche
Wiedergabe des Ereignisses angefügt sein, meist auch mit einer Jahreszahl.
Wallfahrtskirche
Obermauern, Virgen
Romediuskirchlein,
Thaur
Maria Brettfall,
Strass im Zillertal
Margarethenkirche,
Pians
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Kirchangerkapelle,
Kirchberg
Kaltenbrunn,
Kaunertal
Kapelle Thierberg,
Kufstein
Lavant, Osttirol
Kirchangerkapelle,
Kirchberg
Kirchangerkapelle,
Kirchberg
Maria Trens, Südtirol
Welche Anlässe gibt es für das Gelöbnis von Votivgaben?
Die Votanten können einzeln, als Paar, als Familie oder in einem anderen
Gruppenverband auftreten.
Sehr oft sind kranke Menschen dargestellt. Sie sind bettlägrig, wobei die
Art des Leidens häufig nicht klar zu erkennen ist. Beinleiden und
Beinbrüche sind beliebte Motive. Medizinfläschchen und Löffel weisen
darauf hin, dass die Kunst der Ärzte versagt und erst die Anrufung einer
höheren Macht geholfen hat. Diese höhere Macht sollte auch bei
Krankheiten von Tieren helfen. Ein häufiger Votivanlass waren auch
Schwangerschaft und Geburten.
Sind Unfälle dargestellt, begegnen dabei auch Haustiere, was auf die
ständige Gefahren in der täglichen Bauernarbeit hinweist. Dazu gehören
etwa ausschlagende oder wildgewordene Pferde und Kühe. Aber auch
Stürze von Bäumen und Dächern, Unfälle mit dem Wagen oder Schlitten,
Stürze ins Wasser etc. sind abgebildet. Besonders gefährlich war die
Arbeit der Holzfäller.
Das Leben der Menschen wurde aber auch durch Kriege, Revolutionen,
Naturkatastrophen beeinflusst. Mütter und Ehefrauen gelobten eine
Votivgabe, wenn ihre Söhne bzw. Ehemänner gesund aus dem Krieg
zurückkehrten.
Votivtafeln sind in erster Linie wichtige Zeugnisse der Volksfrömmigkeit,
haben aber auch einen großen Wert für die Geschichtsforschung. So
interessiert sich der Militärhistoriker für die Darstellung von Waffen und
Uniformen, der Medizinhistoriker schaut auf die Darstellung von Kranken
und verschiedenen Heilmitteln. Aber auch ganz alltägliche Gegenstände
wie Bauernhöfe, Betten, Stühle, Bauernstuben, Tische, Koch- und
Essgeschirr, Besteck, Trachten, Arbeitsgeräte etc. geben Auskunft über
das Leben früher.