Christliche Ikonografie am Beispiel Tiroler Kirchen
© Anton Prock 2014

Schutzmantelmadonna

Bei dieser Darstellung ist Maria

vor allem als Beschützerin der

leidenden Menschheit zu

sehen. Das Motiv kommt aus

dem juristisch-weltlichen

Bereich. Der Schutzmantel hat

im Mittelalter mehrere

Bedeutungen. Bei der “Mantel-

Kindschaft” wurden vorehelich

geborene Kinder legitimiert

oder adoptiert, indem sie

während der Trauung unter

den Mantel der Mutter

genommen wurden. Bei der

“Mantel-Flucht” hatte ein Verfolgter, der unter den Mantel einer hochgestellten

Persönlichkeit flüchtete, Anspruch auf Begnadigung. Grundsätzlich ist der Mantel ein

Zeichen des Schutzes, besondes jener von Königen und Fürsten. Maria ist dabei ein

Symbol der Barmherzigkeit, die alle Hilfesuchenden aufnimmt, egal welchen Standes

sie sind.

Was ist dargestellt? 

Maria hat ihren Mantel ausgebreitet, unter

dem sich Hilfesuchende aus allen

Bevölkerungsschichten befinden. Häufig

sind Vertreter der vier Stände (Adel,

Geistlichkeit,

Bürger und

Bauern)

dargestellt. Die Schutzsuchenden blicken meist zu ihr

auf oder haben die Hände zum Gebet gefaltet. Nöte

hatten die Menschen ja genug: Unwetter,

Naturkatastrophen, Kriege, seelische Probleme,

Krankheiten, Kindersterblichkeit, Geburtsnöte, Unfälle

bei der Arbeit etc. In manchen Darstellungen schickt

Gottvater Strafen in Form von Pfeilen auf die Erde, die

jedoch am Mantel der Maria abprallen.