© Anton Prock 2014
Jüngstes Gericht
Für den Menschen des Mittelalters und tlw. auch der Neuzeit war der Tod
allgegenwärtig und löste eine tiefe religiöse Fucht aus. Das Jenseits war ständiges
Thema. Über allen Handlungen und Aktionen des Alltags stand die Frage: Was sagt
Gott dazu? Ständig war das Denken auf das Jenseits ausgerichtet. Der Mensch war
bestimmt von der Frage, was er selbst zu Lebzeiten tun könne, um in den Himmel zu
kommen. Die vier letzten Dinge - Tod, Gericht, Himmel, Hölle - waren
richtungweisend. Die Angst vor dem Fegefeuer oder gar vor den Höllenqualen war
entscheidend, das Jüngste Gericht oder Weltgericht das wichtigste Thema
überhaupt.
Anhand der folgenden Abbildung des Jüngsten Gerichts (Egererkapelle Pfarrkirche St. Lorenzen
im Pustertal) werden die wichtigsten Elemente dieses Bildtypus erklärt. Fahren Sie bitte mit dem
Mauszeiger darüber - nimmt er die Form einer Hand an, klicken Sie bitte mit der linken
Maustaste, dann erscheint in einem Kästchen eine Beschreibung.
Als weiteres Beispiel
dient das Jüngste
Gericht in der
Magdalenenkapelle
in Hall in Tirol. Zu
den schon im
oberen Bild
genannten
typischen
Elementen kommen
hier im oberen
Bereich um Jesus in
der Mandorla Engel
mit den
Leidenswerkzeugen
Jesu dazu.
Unter den Aposteln
befindet sich rechts
auf der Seite der
Verdammten eine
illustre Gesellschaft,
durchsetzt von
kleinen und großen
Teufeln. Diese
Menschen tragen
die Kleidung der
Zeit um 1470.
Vielleicht handelt es
sich um Haller
Bürger. Bei den
Verdammten, die
nackt dargestellt
sind und höchstens
eine Kopfbedeckung
tragen, sind auch
ein König, ein
Bischof und ein
Papst zu erkennen.
Sie werden von einem Teufel in den Höllenrachen getrieben.
Links - Seite der Seligen - sperrt Petrus das Himmelstor auf.
Die Verdammten kommen in die Hölle
Zur Linken von Christus (vom Betrachter
aus gesehen rechts) werden die
Verdammten in die Hölle getrieben.
Häufig wird die Hölle als riesiges offenes
Drachen- oder Fischmaul dargestellt. Die
armen Seelen werden von Schlangen und
Teufeln gepeinigt und gefoltert und in
das feuerspeiende Drachenmaul
getrieben. Ihre Gesichter sind
schmerzverzerrt. Interessant ist meist die
Darstellung der Teufel.
Die Seligen kommen in den Himmel
Zur Rechten von Christus (linke Bildseite
vom Betrachter aus gesehen) werden die
Seligen in den Himmel geleitet. Petrus
empfängt sie. Sie jubeln und freuen sich
und haben meist ihre Hände zum
Himmel erhoben. Für sie ist das Paradies
gesichert.
Geöffnete Gräber
Die Toten steigen aus ihren Gräbern,
manche wirken verzweifelt, andere
glücklich. Einige werden von Engeln
aus den Gräbern gezogen.
Erzengel Michael - Seelenwäger
Direkt unter Jesus steht der hl.
Michael mit der Seelwaage und dem
Flammenschwert. Er wägt die guten
und schlechten Taten der
Auferstandenen. Michael ist der
Beschützer der Friedhöfe.
Engel mit Posaune
Engel blasen auf Posaunen
zum Jüngsten Gericht, die
Toten werden aus ihren
Gräbern erweckt und
steigen heraus.
Maria und Johannes d. T.
Maria und Johannes der
Täufer flankieren Jesus als
Beisitzer und Fürbitter. Maria
sitzt zur Rechten ihres
Sohnes, vom Betrachter aus
gesehen links.
Die zwölf Apostel
Links und rechts von Jesus sitzen die zwölf
Apostel als Beisitzer beim Gericht. Sie sind
an ihren Attributen erkennbar. Links kann
der als älterer Mann dargestellte Petrus die
Auferstandenen empfangen, die in den
Himmel eingehen. Manchmal ist er mit
einem Schlüssel dargestellt.
Thronender Christus in den Wolken
Er weist mit halbentblößtem Körper seine
Seitenwunde vor, trägt nach der Vision des
Johannes ein rotes Kleid, sitzt auf einem
Regenbogen und ist häufig von der
Mandorla, einem mandelförmigen
Heiligenschein (Nimbus), umgeben. Der
Regenbogen stellt die Verbindung von
Himmel und Erde dar, von Gott und
Mensch. Manchmal gehen aus seinem
Mund Schwert und Lilie oder Rose hervor,
das Schwert als Zeichen des strengen und
gerechten Richters, die Lilie bzw. Rose als
Zeichen der Gnade und Milde. Jesus sitzt
oder steht auf der Weltkugel, darunter kann
das Buch des Jüngsten Gerichts sein, das
auf diesem Bild zwei Engel halten.