Christliche Ikonografie am Beispiel Tiroler Kirchen
© Anton Prock 2014

Geburt Christi und Anbetung der Hirten

Josef und Maria zogen von Nazareth nach Bethlehem, um sich bei der Volkszählung

des römischen Kaisers Augustus (27 v. - 14 n. Chr.) in Josefs Heimatstadt registieren

zu lassen. Dabei brachte Maria ihren Sohn Jesus auf die Welt. Ein Engel verkündete

den Hirten auf dem Feld dieses Ereignis.

Matthäus erwähnt die Geburt Christi, ausführlicher jedoch ist sie bei Lukas

nachzulesen (Mt 1,25; Lk 2,1-20).

Was ist dargestellt?

In einem

verlassenen

Stall liegt in

einer mit Stroh

ausgekleideten

Krippe das

neugeborene

Jesuskind,

umgeben von

Maria und

Josef. Hirten

und Engel

begleiten das

Geschehen. Im

Hintergrund sind ein Ochs und ein Esel zu sehen. Manchmal ist die Szene in eine

Landschaft mit Hirten und verschiedenen Tieren eingebettet. Drei Hirten können die

drei Lebensalter (junger Mann, Mann mittleren Alters, alter Mann) symbolisieren.

Entwicklung in der Kunst

In den Evangelien wird die Geburt Christi nur sehr kurz

erwähnt. Es ist nicht gesichert, wann dieses Fest zum ersten

Mal auftrat. Wahrscheinlich geschah es erstmals in der

Ostkirche Ende des 3. Jh., ursprünglich am 6. Jänner. Es

handelte sich um die Erscheinung Christi auf Erden, die

sogenannte Epiphanie. Im 4. Jh. wurde das Fest in Rom am

25. Dezember gefeiert. An diesem Tag beging man im

heidnischen Rom den Geburtstag

des Sonnengottes. Christus wird als die “aufgehende

Sonne”, als “Sonne der Gerechtigkeit” gesehen.

Heidnische Bräuche waren am Beginn des Christentums

vorhanden und wurden übernommen und umgedeutet.

Bis zum Konzil von Ephesos 431, das Maria als

Gottesgebärerin anerkannte, ist Maria selten bei der

Geburtsszene abgebildet. Vor allem ab dem Mittelalter

wird die Geburt Christi häufig dargestellt, wobei die

menschliche Natur von Jesus im Vordergrund steht. Bei

frühchristlichen und mittelalterlichen Abbildungen ist das Kind gewickelt. Josef ist

grundsätzlich als alter Mann zu sehen und steht etwas abseits, ein Hinweis, dass er

nicht der Vater des Kindes sein kann.

Bis ins 14. Jh. findet die Geburt durch byzantinischen Einfluss in einer Grotte statt,

Maria ist meist liegend abgebildet. Mit dem

italienischen Maler Giotto setzt sich der Stall durch.

Besonders im Barock ist das Kind Quelle eines

übernatürlichen Lichts. Nach der Vision der hl.

Birgitta von Schweden ist die Geburt des Erlösers

eine Lichterscheinung, stärker als die Sonne. In

diesem Sinne kann das Kind als strahlender

Mittelpunkt am Boden vor Maria liegen.

Das Jesuskind wird meist als kleiner Erwachsener dargestellt, da man sich oft nicht

getraute, dem Gottessohn eine kindliches Gesicht zu geben.

Warum sind Ochs und Esel bei der Geburtsszene zu finden?
Pfarrkirche Fügen
Pfarrkirche Gries am Brenner
Pfarrkirche Gschnitz
Pfarrkirche St. Veit in Defereggen
Zum Vergrößern bitte auf die Bilder klicken
Spitalskirche Schwaz
Pfarrkirche Matrei in Osttirol
Pfarrkirche Terfens
Wallfahrtskirche Obermauern Virgen
Wallfahrtskirche Kaltenbrunn im Kauerntal
Stiftskirche Fiecht
Magdalenenkapelle Hall in Tirol