Christliche Ikonografie am Beispiel Tiroler Kirchen
© Anton Prock 2014

Engel - Putti

Engel sind geflügelte Himmelsboten. Man unterscheidet grob zwei Arten von Engeln, die Putti bzw. Kinderengel und die erwachsenen Engel. Himmelsboten gibt es in allen Religionen. Putti bzw. Engel sind unsichtbar in der Kirche vorhanden und tragen unsere Gebete zu den Heiligen bzw. zu Gott empor. Unter Putti (Einzahl Putto) versteht man die seit der Gotik aufkommenden Darstellungen von Kinderengeln, auch oft als Cupido bezeichnet. Dies können kleine, geschlechtslose Kinder sein, aber auch oft nur geflügelte Kinderköpfe. Der Ursprung ist in der griechischen und römischen Antike zu suchen. Die griechischen Eroten, eigentlich geflügelte Geister, waren Götterboten, die einen Menschen durch sein Leben begleiteten. Die Bezeichnung Eroten leitet sich von Eros, dem Gott der Liebe, her. Schon in der Antike wurden diese Eroten kindlich dargestellt. Diese Form wurde von den Römern übernommen als eine Art Geist, der die Seele des Menschen während seines Lebens beschützte und nach seinem Tod in den Himmel geleitete. Man kann dies mit dem Schutzengel vergleichen. Das frühe Christentum übernahm das heidnische Motiv, das im christlichen Sinn umgedeutet und in der Katakombenmalerei und auf Sarkophagen abgebildet wurde. Zu finden sind Putti vor allem in der Renaissance und im Barock. Vorbild für die erwachsenen Engel war die geflügelte römische Siegesgöttin Viktoria.

Für die Künstler, vor allem in der Renaissance, im

Barock und im Rokoko, waren gerade Putti eine

willkommene Möglichkeit, das neuentdeckte

nackte Kind in allen Phasen seiner spielerischen

Bewegungen zu beobachten und in der Malerei,

im Stuck und in der Plastik festzuhalten. Putti, aber

auch Engel, können lachen, weinen, schlafen,

knien, klettern, schweben, fliegen etc. Ihre

Gesichter zeigen ausgeprägte Mimik, ihre Hände

intensive Gestik, sie können lange oder kurze

Haare haben, ihr Kopf kann aber auch kahl sein. Die Meisterschaft eines Künstlers

zeigt sich oft gerade bei den

Putti bzw. Engeln, denn bei ihnen

hat er eine große Freiheit der

künstlerischen Gestaltung. Es ist

oft erstaunlich, wie viele Putti

bzw. Engel in einer Kirche

vorhanden und wie sie

dargestellt sind.